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Kritikerin des Mullah-RegimesFriedensnobelpreisträgerin Mohammadi in Iran festgenommen

Der Tod eines iranischen Anwalts erschüttert Aktivisten in dem Land. Nun werden Menschenrechtler festgenommen, darunter Narges Mohammadi.

Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi 2024 nach der letzten Entlassung aus dem Gefängnis Foto: picture alliance/dpa/Narges Foundation Archive/AP

dpa/taz | In Iran haben Sicherheitskräfte die Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi und weitere Aktivistinnen Berichten zufolge festgenommen. Neben Mohammadi seien auch andere bekannte Regimekritikerinnen wie die politische Aktivistin Sepideh Gholian in Gewahrsam genommen worden, hieß es in einer Mitteilung, die auf dem X-Konto der Friedensnobelpreisträgerin veröffentlicht wurde, sowie von iranischen Menschenrechtlern.

Den Angaben zufolge hatten sich die Aktivistinnen bei einer Zeremonie für den vor wenigen Tagen verstorbenen Anwalt Chosrow Alikordi versammelt. Der Tod des Verteidigers, der auch politische Gefangene vertrat, hat große Bestürzung unter iranischen Menschenrechtsaktivisten ausgelöst. Es gab zugleich Spekulationen über die Umstände seines Todes. Die iranische Justiz erklärte in den Staatsmedien, er sei am Arbeitsplatz an einem Herzinfarkt gestorben.

Narges Mohammadi wurde 2023 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Sie erhielt ihn für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen und gegen die Todesstrafe im Iran sowie für ihren Einsatz für Menschenrechte und Freiheit. Persönlich annehmen konnte Mohammadi den Preis nicht, da sie zu dem Zeitpunkt in ihrem Heimatland im Knast saß. Im Vorfeld der Preisverleihung wurde ihr das Telefonierrecht entzogen.

In ihrer von ihren Kindern bei der Verleihung des Preises in Oslo unter stehenden Ovationen verlesenen Rede hatte sie unter dem Eindruck der iranischen „Frau, Leben, Freiheit“-Proteste erklärt: „Westliche Regierungen sollten die Demokratie und Menschenrechte nicht aufschieben, indem sie Strategien verfolgen, die auf die Fortsetzung der Herrschaft der Islamischen Republik abzielen.“

Mohammadi befand sich seit November 2021 im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis in Haft – nicht zum ersten Mal. Insgesamt hat sie einen Großteil des vergangenen Jahrzehnts im Gefängnis verbracht. Sie wurde in den vergangenen 25 Jahren wegen ihres Einsatzes gegen den Kopftuchzwang für Frauen und gegen die Todesstrafe wiederholt verurteilt und inhaftiert. Wegen gesundheitlicher Probleme hatte die 53-Jährige vor gut einem Jahr Hafturlaub bekommen.

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